Nach zwölfstündiger Anreise mit dem Zug bin ich endlich in
Lille angekommen. Bin etwas fertig, da ich die Nacht im Zug damit verbracht
habe drei holländische Studenten und eine Aachener Studentin vollzuquatschen.
Bin mir allerdings nicht mehr sicher, ob ich jeweils mit reden angefangen hatte
oder ob ich mal wieder einen so sympathischen Eindruck gemacht habe, dass man
zwangsläufig mit mir kommunizieren musste.
Liebe Mitreisenden des Zuges CNL 418 nach Amsterdam bzw. nach Paris,
wenn ihr euch auf der Zugfahrt durch einen Blondschopf bei der Ausübung
eures überlebenswichtigen Schlafbedürfnisses gestört gefühlt habt, so lässt
dieser ausrichten, dass er trotz gegenteiliger Meinung nicht immer und überall
schlafen kann und somit seine Umgebung akut von Gesprächen bedroht ist. Er
wünscht euch desweiteren ein paar verregnete Tage um den Schlafentzug zu
kompensieren.
Am Bahnhof in Lille sprach mich
eine ältere Dame auf mein umfangreiches Gepäck an, woraufhin ich ihr schilderte
was mich denn hier in den Nordosten Frankreichs ziehe. (Ich glaube sie hätte es
nicht gepackt, wenn ich ihr erzählt hätte, dass man für so eine Unternehmung
ACHT Paar Schuhe benötige^^).
Jedenfalls meinte die Dame, dass
mich hier eine wunderschöne Stadt erwartet und Lille nicht umsonst den Beinamen
„Little Paris“ trage. Ob da was dran ist, wird sich jedenfalls in den nächsten
Tagen und Wochen herausstellen.
Untergekommen bin ich in einem
Studentenwohnheim ein paar hundert Meter von meiner Universität und 10 Minuten
zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt. Mein Zimmer ist größer als das meinige in
München und beinhaltet alles Notwendige. A bissal ruhig ist es bislang hier,
besonders auf meinem Gang, wo gefühlt noch gefühlt noch kein Mensch lebt. Habe
mir sagen lassen, dass die meisten Studenten noch im Urlaub sind und erst in
den nächsten Wochen einfallen werden.
Nachdem mein Zimmer außer ein
paar Möbeln und die Gemeinschaftsküche kein Geschirr, Töpfe oder Ähnliches
beinhaltet, habe ich mich nicht lumpen lassen und vom Kopfkissen bis hin zur
Gabel alles Mögliche gekauft, worunter auch vermeintlich zwei Tupperdosen
waren. Zuhause habe ich allerdings festgestellt, dass in den Dosen selber
wiederum Plastikboxen befanden, sodass ich jetzt auf eine stolze
Tupperdosensammlung aus EINUNDZWANZIG Stück komme. Die Planungen für die
nächste Tupperparty laufen unterdessen bereits auf Hochtouren.
Hier wohnen im Studentenwohnheim wohnen ein
paar haitianische Medizinstudenten, die den Sommer mit Praktika in Frankreich
verbringen und eine Gruppe von Brasilianern, die alle super umgänglich und
sympathisch sind. Hatte am Abend nicht den Eindruck, dass ich gerade eben erst
angekommen und die anderen Studenten für mich neu seien. Wir verständigen uns
vorzugsweise auf Französisch, gefolgt von Englisch, wobei man den anderen
bisweilen ein paar Wörter Deutsch beibringt und dafür ein paar Vokabeln aus dem
Kreolischen und Portugiesischen lernt.
Der erste Tag auf französischem
Boden lief super. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage so mit sich bringen
und ich verspreche, dass ich mich in Zukunft kürzer fassen werde, auch wenn es
mir schwer fällt.
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