Ich habe mir mit dem Verfassen eines neuen Blogeintrages
etwas Zeit gelassen, da ich hier kaum einen Moment finde mich mal in Ruhe
hinzusetzen und meine Erlebnisse zu schildern. Man versucht innerhalb kürzester
Zeit alles Mögliche an Events, Veranstaltungen etc. mitzunehmen, wobei es mir
aktuell auch noch nicht gelingt die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, die sich
innerhalb eines Tages so ansammeln.
Um diese Erlebnisse verarbeiten zu können, muss glaube ich
erst einmal der Alltag einziehen, wobei das ab nächster Woche der Fall sein
wird, wenn ich jeden Tag in die Uni muss und auch bereits meine erste Klausur
schreibe.
Gestern und vorgestern hatte ich meine ersten beiden
Veranstaltungen, nämlich eine Marketing-Vorlesung und einen Französisch-Kurs,
wobei ich bislang Folgendes mitgenommen habe: Man muss immer bis zur nächsten
Woche eine Präsentation, Gruppenarbeit und/ oder eine E-Learning-Session
erledigen, wobei die Professoren auf ihren Geräten auch angezeigt bekommen,
welcher Student sich den Stoff nicht im Internet vertieft hat.
Gemäß dem Anspruch einer Grande École, einer französischen
Eliteuni, ist die Arbeitsbelastung verglichen zur LMU um ein Vielfaches höher,
wobei ich glaube, dass dafür die Tiefe des Stoffes bzw. das Niveau der
Veranstaltungen unter dem deutschen liegen. Ob das wirklich so ist, werde ich
in den kommenden Wochen recherchieren.
Der Französischkurs ist ein Traum, weil wir nur 12 Leute aus
11 verschiedenen Ländern sind und es einfach Spaß macht nur wenig Grammatik zu
lernen, aber dafür die Fast-Food.-Kultur in Mexiko zu reden. Müssen zwar auch
hierfür französische Zeitungen lesen und Hausaufgaben-ja, wie in der Schule-
machen, aber das mache ich mit Herzblut.
In den letzten Tagen ist mir aufgefallen, welch großer
Vorteil es ist, wenn man des Französischen mächtig. Das mag sich jetzt im
ersten Moment sehr skurril anhören, aber es gibt an meiner Uni
Austauschstudenten, die auch nach Monaten keine einziges Wort Französisch
sprechen, da in der Uni alles englischsprachig ist und es sich im Alltag immer ein
Franzose findet, der zumindest ein paar Brocken Englisch spricht. Egal, ob man
beim Frisör oder auf der Bank ist, man wird deutlich offener empfangen, wenn
man Französisch spricht. Ich habe nie das Gefühl als Ausländer gesehen zu
werden, wenn ich hier Französisch rede. Werde überall für mein Französisch
gelobt, wobei ich auch öfters schon zu hören bekommen habe, weswegen ich denn
mein Erasmus-Jahr in Frankreich verbringe, wenn ich die Sprache bereits
beherrsche. Ich strebe stets nach Perfektion und von der bin ich noch
meilenweit entfernt, sodass ich beschlossen habe, meinen Auslandsaufenthalt auf
jeden Fall schon einmal bis Dezember durchzuziehen :P
Ansonsten sind die Franzosen im dem etwas mehr als 200.000
umfassenden Städtchens sehr gastfreundlich und getreu der folgenden Textzeile
aus einem Popsong verhalten sie sich auch: „The people of the north keep the
sun in their hearts because they don't have it outside.“
Ansonsten wollte ich es eigentlich die letzten Tage etwas
ruhiger machen, weil ich etwas unter Schlafmangel litt, wie der ein oder andere
Skype-Partner in den letzten Tagen mitbekommen hat. Aus dem Vorsatz ist
überhaupt nicht geworden, weil man jeden Abend von irgendwem gefragt wird, ob
man mit in die Bar oder den Club kommt. Bin jedenfalls die letzten Abende immer
etwas versackt und ich nehme davon ein Stück südamerikanische Leichtigkeit,
mexikanische Flüche und Tänze, französische Club-Sounds und ganz viele weitere
Eindrücke mit.
Das Leben auf der Überholspur der letzten zwei Wochen zeigt
erste Konsequenzen, denn jetzt liege ich mit Erkältung und leichtem Fieber im
Bett, aber spätestens morgen möchte ich wieder mein Zimmer verlassen, denn dann
steht die Braderie an: Dahinter verbirgt sich der größte Flohmarkt Europas, der
zwei Tage andauert und wo gleichzeitig ein Muschelgelage stattfindet, weil alle
Restaurants untereinander darum kämpfen den höchsten Berg aus leeren
Muschelschalen zu haben, die natürlich von den zwei Millionen erwarteten Besuchern
erst einmal gegessen werden müssen.
So weit so gut, das waren die Worte zum Freitag :-)
P.S. Glückwunsch Bruderherz, weißt scho, dass Du der CSU
beitreten musst, wenn Du an der LMU Politikwissenschaft studierst.
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