09.09.2014

09.09.2014: Moritz eingesperrt auf ein paar Quadratmetern



Auch wenn es der reißerische Titel vermuten lassen könnte. Nein, ich habe keinen französischen Polizisten mit einem Gemisch aus Mehl, Salz, Hefe und Wasser, also sprich mit einem Baguette angegriffen und bin deswegen in den Knast gewandert.

Habe es mir trotz angeschlagener Gesundheit am Samstag nicht nehmen lassen ganz in der Früh die Braderie aufzusuchen. Mit einem Schweizer Studenten zusammen haben wir uns von einem Franzosen die wichtigsten Orte zeigen lassen, wobei mir insbesondere die 100 km Flohmarktstände in Erinnerung geblieben sind. Jeder, aber auch jeder Quadratmeter war vollgepflastert mit Ständen, an denen kommerzielle Verkäufer, aber auch unzählige Privatleute ihre Waren feilboten. Man konnte vom selbstgemachten Essen, über Gasmasken bis hin zum Goldfisch praktisch alles kaufen.
Macht ja auch Sinn, wenn man alles kaufen kann. Denn wer hat denn noch nie seinen Goldfisch mit einem ganzen Crêpe gefüttert, sich dann gewundert, dass der Fisch detoniert und sich dann nicht gezwungen sah aufgrund des Gestankes zur Gasmaske zu greifen. Aber auch das nur eine Bemerkung am Rande.

Zwischen den Ständen reihten sich Besucher aus ganz Europa aneinander, was dem Zustand auf der Wiesn schon recht nahe kam, wobei mir dann doch noch Dirndl und Lederhosen gefehlt hätten. Wem das noch nicht warm genug war, der konnte sich beim gleichzeitig stattfindenden Halbmarathon auf Temperatur bringen oder wer nach Besteigen eines Muschelschalenturms immer noch nicht an Höhenangst litt, konnte sich auch noch auf einem Jahrmarkt mit Hilfe  eines Riesenrades in die Höhe bringen lassen. Wahnsinn, was in Lille innerhalb von 48 Stunden geboten war!

Naja, habe von den 48 Stunden effektiv 4 auf den Rues dieser Stadt verbracht, da sich dann mein Körper weigerte  sich weiter die eher als Krempel statt als Kunst anmutenden Waren anzuschauen. Verbringe jetzt seit Samstagmittag meinen Tag im Bett, was für mich eine Höchststrafe bedeutet, wenn ich mal zum Nichtstun verdammt bin.
Man könnte sich ja fragen, ob der  ganze Bua(Moritz) a Depp sei, weil er sich  trotz angeschlagener Xundheit in die Massen stürze, so möchte ich noch erwähnen, dass man mir am Freitag angeboten hatte, als Französisch-Deutsch-Ãœbersetzer auf der Braderie zu arbeiten, was mich wahnsinnig gereizt hätte, ich aber mit Verweis auf meine körperliche Verfassung abgelehnt habe.

Die letzten Tage habe ich vor allem mit Schlafen verbracht, wobei böse Zungen behaupten, dass das weder auf einen vorgezogenen Winterschlaf noch auf irgendeine Krankheit zurückzuführen, sondern vielmehr der Normalzustand sei. Dem sei entgegenzuhalten, dass ich normalerweise nur dreimal und nicht zehnmal am Tag schlafe ;-)
Wenn ich nicht gerade esse, vertreibe ich mir die Genesung mit ARTE-Sendungen gucken, da ich ja in Frankreich bin. Habe mir alles Mögliche angeschaut, vom alten französischen Liebesfilm bis hin zu Dokumentationen über Länder Afrikas und Asien. Sollte jetzt eigentlich schlauer sein als vorhin, stattdessen werde ich wegen der Sendungen von Fernweh geplagt, sodass jetzt afrikanische Sender über meinen Laptop-Bildschirm flimmern. Meine Nachbarn werden sich wundern, wenn dann aus dem Nachbarzimmer ein kreidebleicher Deutscher tritt. Das wird ein Spaß und noch ein Grund mehr die Lautstärke gen Maximum zu klicken…

Gestern Früh war ich bei einer französischen Ärztin, wobei ich zuerst mal zwecks Termins angerufen habe, um dann mitgeteilt zu bekommen, dass das hier nicht üblich sei. Habe mich gerade noch so zum Arzt schleppen können( 10 Minuten zu Fuß können auch für mich manchmal echt ätzend sein), bevor ich dann in der Praxis in Action trat und mit 5-6 medizinischen Fachbegriffen(dank Internet), Händen, Füßen und zahlreichen Geräuschen der Ärztin zu verstehen gab, worin der Grund meines Besuches liege. Bin an den Nebenhöhlen erkrankt und muss mir jetzt diverse Pillen einwerfen. Nur schade, dass sie alle weiß und nicht bunt sind….

Gestern Abend wäre in der Uni <<Bienvenue chez les Ch’tis>> in Originalfassung gelaufen und heute ein gemeinsames, französisches Essen mit anschließendem Umtrunk in einer Bar gewesen, wo ich liebend gerne teilgenommen hätte, mich aber meine Gesundheit an meine paar Quadratmeter Zimmer bindet.
Werde von netten Mitbewohnern mit Nahrung versorgt und meinen Humor hab ich auch noch nicht verloren, sodass ich hier nicht am Hungertod sterbe, ich auch nicht allzu viel Trübsal blase und einer baldigen Genesung somit nichts mehr im Wege steht.



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