Auch wenn es der reißerische Titel vermuten lassen könnte.
Nein, ich habe keinen französischen Polizisten mit einem Gemisch aus Mehl,
Salz, Hefe und Wasser, also sprich mit einem Baguette angegriffen und bin
deswegen in den Knast gewandert.
Habe es mir trotz angeschlagener Gesundheit am Samstag nicht
nehmen lassen ganz in der Früh die Braderie aufzusuchen. Mit einem Schweizer
Studenten zusammen haben wir uns von einem Franzosen die wichtigsten Orte
zeigen lassen, wobei mir insbesondere die 100 km Flohmarktstände in Erinnerung
geblieben sind. Jeder, aber auch jeder Quadratmeter war vollgepflastert mit
Ständen, an denen kommerzielle Verkäufer, aber auch unzählige Privatleute ihre
Waren feilboten. Man konnte vom selbstgemachten Essen, über Gasmasken bis hin
zum Goldfisch praktisch alles kaufen.
Macht ja auch Sinn, wenn man alles kaufen kann. Denn wer hat
denn noch nie seinen Goldfisch mit einem ganzen Crêpe gefüttert, sich dann
gewundert, dass der Fisch detoniert und sich dann nicht gezwungen sah aufgrund
des Gestankes zur Gasmaske zu greifen. Aber auch das nur eine Bemerkung am
Rande.
Zwischen den Ständen reihten sich Besucher aus ganz Europa
aneinander, was dem Zustand auf der Wiesn schon recht nahe kam, wobei mir dann
doch noch Dirndl und Lederhosen gefehlt hätten. Wem das noch nicht warm genug
war, der konnte sich beim gleichzeitig stattfindenden Halbmarathon auf Temperatur
bringen oder wer nach Besteigen eines Muschelschalenturms immer noch nicht an
Höhenangst litt, konnte sich auch noch auf einem Jahrmarkt mit Hilfe eines Riesenrades in die Höhe bringen lassen.
Wahnsinn, was in Lille innerhalb von 48 Stunden geboten war!
Naja, habe von den 48 Stunden effektiv 4 auf den Rues dieser
Stadt verbracht, da sich dann mein Körper weigerte sich weiter die eher als Krempel statt als Kunst
anmutenden Waren anzuschauen. Verbringe jetzt seit Samstagmittag meinen Tag im
Bett, was für mich eine Höchststrafe bedeutet, wenn ich mal zum Nichtstun
verdammt bin.
Man könnte sich ja fragen, ob der ganze Bua(Moritz) a Depp sei, weil er sich trotz angeschlagener Xundheit in die Massen
stürze, so möchte ich noch erwähnen, dass man mir am Freitag angeboten hatte,
als Französisch-Deutsch-Übersetzer auf der Braderie zu arbeiten, was mich
wahnsinnig gereizt hätte, ich aber mit Verweis auf meine körperliche Verfassung
abgelehnt habe.
Die letzten Tage habe ich vor allem mit Schlafen verbracht,
wobei böse Zungen behaupten, dass das weder auf einen vorgezogenen Winterschlaf
noch auf irgendeine Krankheit zurückzuführen, sondern vielmehr der
Normalzustand sei. Dem sei entgegenzuhalten, dass ich normalerweise nur dreimal
und nicht zehnmal am Tag schlafe ;-)
Wenn ich nicht gerade esse, vertreibe ich mir die Genesung mit
ARTE-Sendungen gucken, da ich ja in Frankreich bin. Habe mir alles Mögliche
angeschaut, vom alten französischen Liebesfilm bis hin zu Dokumentationen über
Länder Afrikas und Asien. Sollte jetzt eigentlich schlauer sein als vorhin,
stattdessen werde ich wegen der Sendungen von Fernweh geplagt, sodass jetzt
afrikanische Sender über meinen Laptop-Bildschirm flimmern. Meine Nachbarn
werden sich wundern, wenn dann aus dem Nachbarzimmer ein kreidebleicher
Deutscher tritt. Das wird ein Spaß und noch ein Grund mehr die Lautstärke gen
Maximum zu klicken…
Gestern Früh war ich bei einer französischen Ärztin, wobei
ich zuerst mal zwecks Termins angerufen habe, um dann mitgeteilt zu bekommen,
dass das hier nicht üblich sei. Habe mich gerade noch so zum Arzt schleppen
können( 10 Minuten zu Fuß können auch für mich manchmal echt ätzend sein),
bevor ich dann in der Praxis in Action trat und mit 5-6 medizinischen
Fachbegriffen(dank Internet), Händen, Füßen und zahlreichen Geräuschen der
Ärztin zu verstehen gab, worin der Grund meines Besuches liege. Bin an den
Nebenhöhlen erkrankt und muss mir jetzt diverse Pillen einwerfen. Nur schade,
dass sie alle weiß und nicht bunt sind….
Gestern Abend wäre in der Uni <<Bienvenue chez les Ch’tis>>
in Originalfassung gelaufen und heute ein gemeinsames, französisches Essen mit
anschließendem Umtrunk in einer Bar gewesen, wo ich liebend gerne teilgenommen
hätte, mich aber meine Gesundheit an meine paar Quadratmeter Zimmer bindet.
Werde von netten Mitbewohnern mit Nahrung versorgt und meinen
Humor hab ich auch noch nicht verloren, sodass ich hier nicht am Hungertod
sterbe, ich auch nicht allzu viel Trübsal blase und einer baldigen Genesung
somit nichts mehr im Wege steht.
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